Buchvorstellung
Thriller
Erschienen 07-2015
Einband Broschiert
Seitenzahl 448
Verlag Bookspot
ISBN 978-3-95669-033-4
Eichborn & Wagner
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Falsche Fährten
Nicolas Eichborn und Helen Wagner – ein unkonventionelles Ermittlerpaar in seinem zweiten Fall. Rasant, mit wahrem Hintergrund und erfrischend anders.
In Deutschland werden mehrere Ärzte getötet. Eines der Opfer wurde darüber hinaus gefoltert. Nicolas Eichborn und Helen Wagner vom BKA werden mit dem Fall beauftragt. Im Zuge ihrer Ermittlungen stellen sie fest, dass die Opfer eines verbindet: Sie alle haben an einem gemeinsamen Projekt zu Zeiten der DDR gearbeitet – ein Projekt, das Todesopfer forderte.
Die beiden Ermittler tauchen ein in die Welt der Pharma-Riesen und erfahren sehr schnell, dass es Menschen gibt, die für Geld über Leichen gehen. Aber noch etwas anderes wird ihnen klar: Nichts ist so, wie es anfangs schien …
Es war erst einige Monate her, da war die Frau, die in dem spartanisch eingerichteten Zimmer lag, eine Schönheit gewesen. Ihre hellblauen Augen hatten vor Lebensfreude gestrahlt und das lange blonde Haar umschmeichelte ihr elfenhaftes Gesicht. Sie war kein Model gewesen. Eine solche Zurschaustellung weiblicher Reize existierte in ihrem Staat nicht. Vielmehr war sie eine der bekanntesten und beliebtesten Theaterschauspielerinnen des Landes. Sie brachte die Leute zum Lachen und zum Weinen. Und die Menschen liebten sie dafür. Als sie ihr zweites Kind, einen gesunden Jungen, zur Welt brachte, war es, als würde das ganze Land mitfeiern. Dann aber erhielt sie die Diagnose.
Als sie hochschwanger im Krankenhaus lag und die Ärzte Untersuchungen bei ihr durchführten, ergaben ihre Bluttests ein Besorgnis erregendes Ergebnis. Die Ärzte versuchten, sie zu beruhigen, und versprachen, rasch durch weitergehende Tests zu beweisen, dass es sich um eine vorübergehende Abweichung handelte. Aber die Mitarbeiter der Klinik verhielten sich die nächsten Tage immer merkwürdiger, wenn sie in ihrer Nähe waren. Die Ärzte tuschelten vor ihrer Tür, und einmal brach eine Krankenschwester in Tränen aus, als sie ihr das Baby brachte. Dann, eine Woche später, erhielt sie die Diagnose. Sie war dreiunddreißig Jahre alt, zweifache Mutter, geliebte Ehefrau und erfolgreiche Schauspielerin, und vier Tage nach der Geburt ihres Sohnes teilte man ihr mit, dass sie Blutkrebs habe. Zwei Tage später erfolgte die erste Behandlung. Als sich ihr Zustand immer weiter verschlechterte, änderten die behandelnden Ärzte die Medikamente. Sie erfuhr davon nichts.
Drei Tage später klagte sie über extreme Übelkeit. Mehrfach übergab sie sich so heftig, dass zwei Putzfrauen das komplette Zimmer reinigen mussten.
Dann verlor sie ihr Haar. Büschelweise fiel es ihr aus. Und das ohne Bestrahlung. Es dauerte nur eine Woche und sie hatte kein einziges Haar mehr auf dem Kopf.
Als weitere zwei Wochen vergangen waren – sie hatte inzwischen vierzig Prozent ihres Gewichts verloren und die Ärzte hatten sie nach Hause geschickt –, wurde sie durch einen heftigen Schmerz im Oberbauch geweckt. Sie spürte eine starke Übelkeit, und kaum dass sie ihre Augen geöffnet hatte, musste sie erbrechen. Aber das verschaffte ihr keine Linderung – im Gegenteil –, der Schmerz im Oberbauch nahm zu und schnürte ihr die Luft ab. Sie fing an, am ganzen Körper zu schwitzen, und Wellen unglaublichen Schmerzes brachen über sie herein. Sie keuchte und versuchte das Telefon zu erreichen, aber der Schmerz strahlte jetzt in ihre Arme aus, sodass sie diese nicht mehr bewegen konnte. Todesangst überkam sie, und als ihr Herz explodierte, war es wie eine Erlösung.
In einer Ecke des Zimmers kauerte ihr zehnjähriger Sohn, der den fast zwanzigminütigen Todeskampf mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen stumm verfolgte. Der Vater machte Besorgungen und hatte ihm verboten, ins Zimmer seiner Mutter zu gehen. Als der kleine Junge jedoch merkwürdige Geräusche aus ihrem Zimmer hörte, war die Neugier größer als die Angst vor einer Strafe.
Als seine Mutter aufgehört hatte zu atmen, wagte sich der Junge vorsichtig vor. Langsam, fast wie in Zeitlupe, kroch er bis zum Bett und blickte angsterfüllt hinauf. Er zupfte behutsam am Arm seiner Mutter, die jedoch nicht reagierte. Als der Junge begriff, dass etwas Furchtbares geschehen war, stand er langsam auf. Er traute sich nicht, seine Mutter anzusehen. Stattdessen griff er nach dem Erstbesten, das ihm auf dem Nachttisch in die Finger kam – es war eine leere Tablettenpackung –, und lief aus dem Schlafzimmer.
Knapp ein Jahr später war der Tod der beliebten Schauspielerin längst in Vergessenheit geraten. Die Berliner Mauer fiel und die Berichterstattung der Presse wurde über Monate davon beherrscht. Der tödliche Autounfall eines investigativen Journalisten in Berlin war lediglich eine kleine Randbemerkung wert.
…
Rezension
(Rezension: Eva Hüppen von Leser-Welt.de)
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